Diese Seite wendet sich zuerst an alle Rollstuhlfahrer. Allerdings soll sie viel mehr für ein Miteinander von Fußgängern
und Rollstuhlfahrern sorgen. Was kann Mitleid nützen, wenn man sich nicht grade auch selbst bemitleidet und davon lebt?
Nichts!
Akzeptanz ist ein schönes Wort. Doch ist es nicht auch nur eine schöne Worthülse? Wenn sich ein Fußgänger eines Rollers
bedient, folgt er einem Trend oder will sich zumindest anders fortbewegen als zu Fuß. Benutzt die selbe Person einen Rollstuhl,
erntet sie sofort mitleidige Blicke. "Er hat ja keine andere Wahl." Das ist wirklich traurig. Zumindest die Sichtweise. Der Rollstuhl
sollte in Zukunft als das
gesehen werden, was er ist: Ein Fortbewegungsmittel, nur ein Fortbewegungsmittel, denkbarerweise sogar auch ein Sportgerät.
Den Rollstuhl zum Symbol
einer Behinderung zu stilisieren war in der Vergangenheit nicht grade ein goldener Wurf. Es wäre immer noch besser ihn als
Symbol der Faulheit zu sehen, dann sieht man als Rollstuhlfahrer wenigstens nicht immer nur in traurige mitleidige Gesichter,
da offensichtlich "Faule" eher in "normale" Gruppenprozesse integriert werden als "Behinderte".
Natürlich waren (bis auf rechtsradikale Ausnahmen) alle sehr zuvorkommend und bemüht einen Rollstuhlfahrer zu integrieren.
Meistens weil er Rollstuhl fuhr, nicht unbedingt weil er ein netter Mensch war. Prominente haben hier ein ähnliches Problem: Werde ich
hier nur gemocht/akzeptiert, weil ich prominent ("behindert") bin oder werde ich als Mensch akzeptiert, mit dem was ich tue?
Dieses Problem hat nach Jahrzehnten auch die ehemalige "Aktion Sorgenkind" erkannt, die ihrer unseligen Bezeichnung jetzt
zumindest "Mensch"liche Züge verleiht. Vielleicht werden sie eines Tages auch merken, daß das Leben für die Beteiligten
mehr als eine Aktion ist. Aber das ist ein anderes Thema, es zeigt aber wie eine Wort-und Definitionswahl Dinge beinflussen
kann.
Mit dem Mythos des "An den Rollstuhl gefesselt sein" muß daher ebenso mal Schluß sein um vom "Rollstuhlfahrer" wieder
zum Mensch zu werden, der halt Rollstuhl fährt. Worin
liegt also der Punkt? Daß Akzeptanz und "Integration" nicht auf dem bisherigen Weg
erreichbar waren und das obwohl ein Regierungsmitglied wie Schäuble selber als Rollstuhlfahrer kaum die Chancen seiner
"Leidensgenossen" verbesserte oder sich besonders dafür einsetzte. Warum auch? Sicherlich hatte sein Ego daran zu
knacken, nicht mehr so forsch durch den Plenarsaal zu flitzen aber als "Leidender" war er doch sicherlich nicht zu sehen.
Wieso auch, Er hatte schließlich noch alle Previlegien, die er vor seinem "Gehfähigkeitsverlust" auch hatte. Die "Behinderung"
oder auch das "Leiden" besteht darin, das Previlegien entzogen werden, bzw. man nicht mehr in der Lage ist, diese
Previlegien zu nutzen, da sie so angelegt sind, daß man sie mit dem Rollstuhl nicht mehr nutzen kann. Man ist nicht behindert,
vielmehr wird man behindert. Würde es ab morgen "chic" sein, Rollstuhl zu fahren oder als sinnvoll eingestuft, wäre in
spätestens einem Jahr die halbe Welt rollstuhlgerecht und von "Behinderung" wäre keine Rede mehr. |